„Die Endlösung“—das schreckliche Wort, das sich auf Hitlers Plan der Vernichtung der Juden bezieht—wurde nicht häufig in Deutschland bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges benutzt. Während des Krieges kannten nur wichtige Nazioffiziere den Begriff. In Heimat von Edgar Reitz (1984) benutzt Wilfried beiläufig den Begriff bei einer Feier. In Wirklichkeit aber hätte ein Offizier auf seinem Niveau den Begriff „Endlösung“ nicht gekannt. Ich glaube, dass Reitz die Endlösung unkritisch erwähnen wollte, weil sie nicht der Fokus des Films ist, aber er lenkt die Aufmerksamkeit auf den Begriff „Endlösung“, als Wilfried das Wort benutzt.
Heimat geht nicht um den Krieg oder Hitler oder die Nazis. Diese Sachen werden im Film erwähnt, aber Heimat geht wirklich um ein kleines Dorf. Reitz will das Alltagsleben in Schabbach realistisch zeigen und beschäftigt sich damit. Zum Beispiel richtet er seine Aufmerksamkeit auf Pauls Heimkehr statt den Anfang des Zweiten Weltkrieges. Aus diesem Grund konzentriert sich Reitz auch nicht auf den Holocaust. Die Schabbacher wissen eigentlich nicht viel darüber. Es ist nicht, dass Reitz Hitler und die Endlösung nicht kritisieren will. Eine Kritik passt aber nicht zu der Perspektive der Schabbacher zu der Zeit.
Als Wilfried über „die Endlösung” spricht, zeigt er, dass er über den Holocaust weiß. Die Zuschauer glauben, dass die Schabbacher darüber wissen aber nichts machen, ohne dass Reitz sie kritisiert. Das ist aber unrealistisch. Wilfried und die Schabbacher würden den Begriff nicht wissen und deshalb kritisieren sie die Endlösung nicht. Reitz wollte diese Perspektive der Geschichte eigentlich zeigen und ist nicht ganz erfolgreich.