Schabbach fahrt Trittbrett. Amerikanische Kultur in Edgar Reitz’s „Heimat“ (1984) (2)

Wenn man an die Beziehung zwischen den USA und Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg denkt, ist es oft eine Idee von amerikanischer Macht und der Unterordnung von Deutschland und Deutschlands Zorn darüber. Aber in der 8. Folge von Heimat sehen wir die USA von der Perspektive des dörflichen deutschen Volks und ihre Meinung über die USA ist hauptsächlich positiv und bewundernd – nicht bitter oder zornig. Das beste Beispiel dafür ist die  Veränderung von Lucie. Als die Nazis die Macht hatte, war sie sehr stolz auf ihre Verbindung mit ihnen. Jedoch sagt sie jetzt, dass ihr Mann (Eduard) nicht mit den Nazis verbunden war. Die Meinung der Amerikaner, dass alle Nazis böse sind und alle Deutsche sich für sie schämen sollen, hat auf Lucie gewirkt. Zusätzlich sagt Lucie deutlich ihren Wunsch, nach Amerika zu reisen. Durch diese zwei Perspektiven sehen wir klar die Wirkungen der Idealisierung der Amis (und der amerikanischen Kultur) nach dem Krieg. Amerika hat Deutschland vom „Übel“ gerettet, deswegen sind sie besser als Deutschland und ein Vorbild für jeden (mindestens für Lucie).

Andere Spuren von amerikanischer Kultur  in Schabbach sind offensichtlicher. Zum Beispiel kann Horst alle achtundvierzig amerikanischen Staaten auswendig vortragen – eine Meisterleistung, die viele heutige amerikanische Schüler und Bürger nicht schaffen können. Auch hält Paul, der jetzt „amerikanisiert“ ist, eine Rede, die die Werte des amerikanischen Traums predigt. Er sagte, dass jeder durch nur seine eigenen Leistung erfolgreich werden kann und er erzählt die Geschichte von seinem Erfolg. Natürlich ist dieser Traum eigentlich der Inbegriff der amerikanischen Erfahrung und am Ende nimmt Anton diese Idee auf und will seine eigene Fabrik gründen.

Die ersichtlichste Spur der Amis ist die Vorherrschaft der englischen Sprache in dieser Folge. Paul spricht Englisch mit einem amerikanischen Akzent und er spricht mit anderen Leute (vielleicht Soldaten) auch auf Englisch. Und zwar hatte er manchmal Schwierigkeiten, auf Deutsch zu reden, weil er die Wörter vergaß oder einen Syntaxfehler machte. Diese Übernahme von  Englisch ins Deutsche, die durch Pauls Veränderung zum Ami dargestellt ist, ist bezeichnend die allgemeine Beziehung zwischen Schabbach und den USA in dieser Folge: langsam aber sicher wird Amerika wichtiger in Schabbach (und Deutschland).

 

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