Koa Hoamweh (Dahoam is dahoam)

am 7. September bearbeitet

Einer meiner packendsten Erinnerungen ist der Moment, in dem ich zu der Erkenntnis kam, was im Leben wirklich wichtig ist. Ich war 14 Jahre alt, und an meinem Gymnasium war es “Interim,” eine einwöchige Gelegenheit nach den Weihnachtsferien, wenn wir Kurse “nur zum Vergnügen” (z.B. Kochen, Musikkomposition oder Klettern) belegen konnten. Ich wählte einen Theaterkurs aus, weil ich zu dieser Zeit Mitglied einer Comedy-Truppe war. Der Kurs wäre von einer notorisch unfreundlichen Lehrerin gelehrt, aber ich überzeugte mich davon, dass mein großes Interesse an Schauspielkunst genügen würde, mich durchzuziehen. Mittlerweile belegten der Rest von meinem Freundeskreis einen Tanzkurs mit einer unseren Lieblingslehrerinnen. “Wie dumm,” dachte ich. “Tanzen! Pfui! Viel zu mädchenhaft.” (Immer war ich ein Wildfang.) Schnell während des “Interims” wurde mir aber klar, es fehlte etwas. Jeden Nachmittag sprachen meine Freundinnen ganz gespannt über den Tanzkurs am folgenden Tag, während ich mich ständig über meinen Theaterkurs beklagte, in dem “Spaß” ein Fremdwort für die griesgrämige Lehrerin war. Am Ende der Woche waren meine Freundinnen erfrischt, belebt und mit unserer Lieblingslehrerin besser bekannt. Ich war nur verärgert, frustriert und (leider) neu enttäuscht mit Theater. Als ich darüber nachzudenken begann, fiel mir eine tiefsinnigere Lektion ein: Oftmals im Leben ist das Wichtigste nicht, was für eine Tätigkeit man ausübt, sondern die Personen, mit denen man die Tätigkeit ausführt.

Der Folgesatz dazu lernte ich durch Reisen: Oftmals im Leben ist das Wichtigste weder was für eine Tätigkeit man ausübt, noch *wo* man sie ausführt, sondern die, mit denen man Zeit beim Ausführen der Tätigkeit verbringt.

Damit glaube ich, Heimat ist kein(e) bestimmte(s) Haus, Stadt oder Land und auch kein(e) einfache(s) Stimmung oder Gefühl wie Gemütlichkeit. Vielmehr ist Heimat für mich von Leute definiert. Sie besteht aus den Menschen, die mir am nächsten stehen. Sie ist der Zustand, unter Gleichgesinnten zu sein: die Leute, die ich am innigsten kenne und mag, und die mich ebenso kennen und mögen. Seit meiner Kindheit waren diese Menschen und deshalb meine Heimat in Nashville. Da ich aber älter werde, mehr reise und weitere Beziehungen aufbaue, habe ich entdeckt, meine neue Heimat erstreckt sich von Kalifornien bis Maine, von Minnesota bis Texas, von Moskau bis Auckland und von Wuhan bis Straubing im wunderbaren Freistaat Bayern–und was für eine schöne Heimat ist sie!

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