am 30. Oktober bearbeitet
Kürzlich erlebten wir Pauls Rückkehr, die mit Glanz und Gloria, Pracht und Herrlichkeit abrollte. Die Merkmale seines Aufenthalts beschreiben auch den Tropus Nachkriegsamerikas und den fabelhaften amerikanischen Traum vom Reichtum, Erfolg und dem durch eigene Kraft Geleisteten. Als Personifizierung dieses Traumes dient Paul in der achten Folge.
In Schabbach bringt er verschiedene amerikanische Kulturgüter mit, zum Beispiel Hersheys Schokoladenriegel, Zigaretten, seinen Packard inklusive afroamerikanischen Fahrers und die hochwichtige Bigband-Musik aus der Swing-Ära, die einmal einen hohen Stellenwert zusammen mit den amerikanischen Werbe- und Kriegsindustrien besaß. Während der von Paul arrangierten Party hören wir das Lied „In The Mood“ von Glenn Miller, der große Erfolg als ziviler und militärischer Bandleader erreichte und deren Musik als Gegenpropaganda von dem Amt für Kriegsinformationen der Vereinigten Staaten (Office of War Information) verwendet wurde. Wichtig ist die Musik auch, denn so ein Musikstil wurde zur Nazizeit als „entartete“ bezeichnet und damit verboten. Das heißt, wir hätten Paul in der achten Folge als eine Art Metapher für den Wohlstand selbst betrachten können. Mit ihm kommen Freiheit und Möglichkeit zurück sowie eine Anpackmentalität.
Es könnte aber auch sein, er repräsentiert die Oberflächlichkeit, Widerspenstigkeit und den Egoismus, die man zeitgleich mit Amerikanern verbindet. In diesem Fall ist Edgar Reitz‘ Paul (und dadurch die Amerikanisierung Nachkriegsdeutschlands) vielleicht eher ein Wolf im Schafspelz, der nur kurzzeitigen Wohlstand so etwa wie der Nazismus anbietet. Kommt Zeit, kommt Rat…